Von Generation zu Generation
- Hanna Salzer
- vor 6 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Wertvolle Verbindungen UND Herausforderungen zum Wachsen
Tief und liebevoll verbunden zu sein mit der Familie ist mal wunderschön und mal Herausforderung pur. Das Wachsen von neuen Generationen belebt und beflügelt, neue Möglichkeiten des inneren und äussern Wachstums werden sichtbar. Gleichzeitig bremsen die bewussten und unbewussten Familien-Aufgaben und Muster die Familien immer wieder in der gemeinsamen und individuellen Entwicklung.

Eine persönliche Erfahrung einer Familie
"Ich war schon immer das gute Mädchen in der Familie. Immer wenn ich wütend wurde, dann brach die Welt für meine Mutter zusammen", berichtet Mia (34) in einer Familientherapie Sitzung. Später erfahre ich, dass auch Mia mit der Wut ihres Sohnes Paul (3) ihre Mühe hat. Sie bemerkt wie es ihr unter die Haut geht und sich Stimmen in ihrem Kopf gegenseitig bekämpfen. "Das darf nicht sein, wir können das friedlich lösen, ich brauche nur Geduld..." Und dann: "Dieser immer wütende Junge bringt mich noch um, ich halt es nicht mehr aus! Ich könnte ihn schütteln!" Mia leidet unter diesen starken Positionen in ihrer Erziehung mit Paul. Einerseits möchte sie ihn bestärken sich so frei zu entfalten, wie es möglich ist, so dass er seine Gefühle offen zeigen darf. Anderseits bemerkt sie innere Widerstände und macht sich selber Vorwürfe. Sie ist verunsichert. Auch Paul versucht mit immer neuen Wege sich und seinem Empfinden Aufmerksamkeit zu verleihen. Mias Mutter ist nicht bereit ins Gespräch mit ihrer Tochter zu gehen. Für Mia ist das eine sehr schwierige Situation.
Bei der Erzählung von Mia kann man gut erkennen, was von Generation zu Generation an Mustern und vielleicht auch an Aufgaben übergegeben werden. Bewusst oder unbewusst. Mia soll das gute Mädchen der Familie bleiben, aber das geht einher damit, dass ihre Emotionen keinen Platz hatten, eigene Erfahrungen mit Nähe und Distanz zu der Mutter nicht akzeptiert wurden und sie ihren eigenen Charakter nicht ganz selber ausbilden durfte. Mia leidet an dem Verlust von Selbstwert und sie macht sich Vorwürfe, so entsteht ein Teufelskreis, der sehr belastend ist. Gleichzeitig zerreisst sie es fast, wenn ihr Sohn lauthals schreit und seiner Wut Platz macht. Das kratzt an einer ganz tiefen Schicht in ihrem Inneren und lässt sie manchmal schier verzweifeln. Eine schwierige Situation, welche mit Hilfe systemischer Familientherapie gut geholfen werden kann.
Arbeitsweise und Intention der Systemischen Familientherapie
Das Bemerkenswerte an der Systemischen Familientherapie ist, wenn nur eine Person in der Familie an einem Thema arbeitet, dann richtet sich das Familiensystem wieder neu aus. Plötzlich gibt es z.B. eine neue Art der Kommunikation, eine veränderte Einsicht bei unterschiedlichen Familienmitgliedern und/oder eine Wiederherstellung der Balance im Familiensystem. Oft, aber nicht immer, ist die gesamte Familie (vor allem vorangehende Generationen) sehr dankbar dafür!
Kniehohe neutrale Holzfiguren, welche für die Mutter von Mia, Mia selber und ihren Sohn Paul Platzhalter in ihrem Familiensystem sind, stelle ich nach der Ansage von Mia im Raum auf. Mia darf sich an jede Position stellen und wahrnehmen, welche Körpergefühle, Emotionen und Gedanken auftauchen. Jede Regung im Menschen nehme ich ernst. Da liegt die Wut im Raum (z.b. als ein Tuch oder Symbol) und darf von Mia wahrgenommen werden. Ebenso liegt da die Scham und auch die Trauer. Durch das schrittweise Erfahren, Wahrnehmen und Verändern der Aufstellung der Figuren und Themen im Raum können sich Schwierigkeiten im eigenen Familiensystem verändern und auflösen. Die nächste Generation darf sich frei von ungelösten und angehafteten Themen der vorangehenden Generationen im eigenen Leben bewegen. Das ist ein Geschenk für alle!
Tränen rollen Mia die Wange runter; Unvergossene Tränen der Scham und später dann auch Tränen der Erleichterung. Manchmal braucht es viele Jahre, um verborgene und belastende Themen, welche von Generation zu Generation weitergegeben werden zu erkennen. Dann ist es gut sich professionelle Hilfe zu holen, denn das kann enorme Erleichterung schaffen.
Der Weg zur Systemischen Familientherapie
Es braucht bestimmt eine Einsicht, dass Frau/Mann sich Unterstützung holen will. Die Systemische Therapie ist angelegt für Kurzzeit-Therapien. D.h. es braucht nicht jahrelange Therapie, sondern auch wenige Termine können erfahrungsgemäss tiefgreifende Erleichterung und Veränderung in der Familie bringen. Ich arbeite wertebasiert und mit achtsamkeitsbasierten Gesprächsmethoden.
Themen können sein:
Unverarbeitete Schwierigkeiten mit Familienmitgliedern
Unwohlsein im Umgang mit den eigenen Kindern
Unstimmigkeit/en in der Partnerschaft
Nicht gehört werden, Einsamkeit in der Familie
Emotionale Themen wie Angst, Wut, Trauer, Scham
Psychische oder Physische Gewalt in der Familie
Das ist ein Auszug von Themen, welche ich im Rahmen der Systemischen Familientherapie begleite.
Schlussgedanken
Liebe, Zuversicht und liebevolle Verbindung darf gerne von Generation zu Generation weitergetragen werden. Themen, welche belastend und schwer auf den Schultern liegen, dürfen gerne u.a. in Zusammenarbeit mit mir gelöst werden und müssen dann nicht mehr in die nächste Generation wandern. Denn die Energie fliesst von Generation zu Generation und soll nicht blockiert bleiben.
Ich freue mich über geteilte Gedanken und Kommentare !
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